Mit Blick auf die Radverkehrsinfrastruktur hängt Thüringen hinterher. Bei einem Treffen mit der Thüringer Infrastrukturministerin Susanna Karawanskij haben wir Verbesserungsmöglichkeiten besprochen und hatten hierfür einige Vorschläge im Gepäck. Diese wurden durchweg positiv aufgenommen und konstruktiv diskutiert. Man wird sich kurzfristig zusammenfinden und weitere Akteure einbinden, mit dem Ziel einen Aktionsplan Radverkehr 400/10 auf die Beine zu stellen, in dessen Kern es darum geht, in Thüringen 400 km Radwege in 10 Jahren zu errichten oder zu verbessern.

Im Vorfeld der Landtagswahl laden wir Vertreterinnen der demokratischen Parteien im Landtag zu einer öffentlichen Podiumsdiskussion ein, um ins Gespräch über Pläne für den Radverkehr in Thüringen in der neuen Legislaturperiode zu kommen. Nach einem Impulsvortrag von Prof. Dr. Martin Weidauer (FH Erfurt) erhalten die Diskussionsteilnehmer*innen die Möglichkeit, ihre Standpunkte und Ideen darzulegen und Rückfragen aus dem Publikum zu beantworten. Im Anschluss besteht in entspannter Atmosphäre die Gelegenheit zum persönlichen Gespräch. Alle an Radverkehrspolitik Interessierten sind herzlich eingeladen! Eine Voranmeldung ist nicht zwingend erforderlich, hilft uns aber natürlich bei der Planung (e-mail an: m.seyboth@adfc-thueringen.de).

Nachdem die Novelle des Straßenverkehrsgesetzes (StVG) im November 2023 zunächst überraschend abgelehnt worden war, wurde nun nach mehrmonatigen Verhandlungen ein Kompromiss erzielt und die Gesetzesänderung verabschiedet. Der ADFC hatte sich seit Jahren für die Modernisierung stark gemacht und begrüßt die Novelle. Sie war dringend notwendig, denn das alte Verkehrsrecht priorisierte Kraftfahrzeuge und verhinderte häufig eine sinnvolle Umgestaltung des Verkehrs zugunsten schwächerer Verkehrsteilnehmender.
Damit das Potential des neuen Verkehrsrechts genutzt werden kann, müssen nun auch zügig die Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) und die technischen Regelwerke für den Straßenbau modernisiert werden. Der ADFC fordert die Abschaffung des Begründungszwangs für die Einrichtung von Radwegen. Auch sollen Radwege Priorität gegenüber Kfz-Parkplätzen haben. Tempo 30 soll innerorts Regelgeschwindigkeit werden, Tempo 50 die Ausnahme. Die Regelwerke müssen an der Vision Zero ausgerichtet werden und Vorgaben zur Verkehrsverlagerung machen, so wie es im Regelwerk „E Klima 2022“ bereits vorformuliert ist.   

In der neuen Ausgabe der Radwelt dreht sich vieles um radfahrende Kinder. Weitere Themen sind u.a. Reiseräder, die ADFC-PannenhilfePLUS und Radfahrbekleidung in Übergrößen. Radreisetipps entführen ins Elsass und nach Baden-Württemberg. ADFC-Mitglieder erhalten die Radwelt per Post. Alle anderen können ausgewählte Artikel auf der Webseite lesen, sich ein Exemplar bei uns im Erfurter Infoladen abholen - oder einfach schnell ADFC-Mitglied werden.

Noch bis zum 30. Juni läuft unsere aktuelle Einstiegsmitgliedschaftsaktion: Werden Sie - allein oder mit Ihrer Familie - für nur 19 € im ersten Jahr Mitglied im ADFC und unterstützen Sie auf diese Weise unsere Lobbyarbeit für den Radverkehr. Sie sind schon Mitglied? Dann können Sie vielleicht Ihren Freundeskreis überzeugen?!

6. Erste Thüringer Bicibus-Aktion im Reinstädter Grund

Die Schulferien haben gerade erst begonnen. Trotzdem gibt es schon jetzt mal eine tolle Neuigkeit mit Blick auf das neue Schuljahr: Am 1. August findet im Reinstädter Grund die erste Thüringer Bicibus-Aktion statt (Bicibus = span. Fahrradbus)! Kinder aus den umliegenden Dörfern treffen sich in einer zunehmend wachsenden Gruppe, um in Begleitung von Erwachsenen gemeinsam zur Schule zu radeln - und nachmittags auch wieder zurück. Bicibusse sind eine motivierende und vergleichsweise sichere Möglichkeit für den gemeinsamen Schulweg per Rad und zugleich ein wichtiger Impuls für (Rad-)Verkehrssicherheit. Sie kamen 2008 in Großbritannien auf und breiteten sich schnell in anderen europäischen Ländern und den USA aus. Seit 2022 gibt es sie in Deutschland - und nun das erste Mal auch in Thüringen! Interessierte sind herzlich eingeladen, sich zu beteiligen und vielleicht auch andernorts einen Bicibus auf die Straße zu bringen.

7. Erfurt: Jobradleasing für Mitarbeitende der Stadtverwaltung

Seit 1. Juni 2024 bietet die Stadtverwaltung Erfurt ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit, ein Jobrad zu leasen. Beim Fahrradleasingmodell mit Gehaltsumwandlung least die Stadtverwaltung für ihre Mitarbeitenden ein Fahrrad oder E-Bike und überlässt es diesen. Die Raten werden über einen Zeitraum von 36 Monaten hinweg vom monatlichen Bruttogehalt einbehalten. Dadurch verringert sich das zu versteuernde Einkommen, wodurch sich individuelle Steuervorteile ergeben. Beschäftigte können das Jobrad sowohl für ihren Arbeitsweg als auch privat nutzen.

8. Zimmernsupra / Nottleben: Radweg eröffnet

Zwischen Zimmernsupra und Nottleben wurde der neue Rad- und Wirtschaftsweg "Kerner Weg" eröffnet. Er ist 3,2 km lang. Die Gesamtkosten für den Bau belaufen sich auf rund 1,4 Millionen Euro, wovon knapp die Hälfte über das Sonderprogramm "Stadt und Land" finanziert wurden. Radfahrende müssen auf diesem Teilstück nun nicht mehr die Landesstraße L 1044 nutzen. Außerdem schließt der Radweg in Zimmernsupra an den Nessetalradweg an und verbessert damit die Erreichbarkeit von mehreren weiteren Orten.

9. Eisenach: Hörselradweg fast komplett und zweite Fahrradstraße

Ein weiteres Stück des Uferwegs an der Hörsel in Eisenach  ist asphaltiert. Die durchgehende Radverbindung von Wutha bis Stedtfeld mitten durch Eisenach hat jedoch einen Schönheitsfehler: Im Bereich der Kasseler Straße war es nicht möglich, den Weg unter der Brücke hindurchzuführen. Stattdessen geht es entlang der Stedtfelder Straße über die Ampelanlage in die Straße "Am Michelsbach". Wie seit Jahren vom ADFC angemahnt, ist der Radweg an der Stedtfelder Straße in einem erbärmlichen Zustand. Diese Mängel sollten dringend beseitigt werden. Ebenso nötig ist eine sichere Führung über die Kreuzung.

Eine zweite Nachricht aus Eisenach betrifft das Palmental, das eine wichtige Verbindung im Radverkehrskonzept der Stadt Eisenach darstellt: Vom Radweg aus Stockhausen kommt man durch das Palmental auf ruhigen Wegen in die Innenstadt. Hier entsteht nun die zweite Fahrradstraße Eisenachs. Noch ist sie nicht offiziell freigegeben, aber die Schilder stehen schon.

10. ADFC Jena: NAJU-Einladung und MUT-Tour

Eine kleine Gruppe von Radfreund*innen radelte am 16. Juni einer Einladung des NAJU folgend von Jena aus zum Naturerlebnishaus im Leutratal. Im grünen Ambiente ließ es sich in gemütlicher Atmosphäre zwischen Honig-Stand und Lichtbildarena sehr gut aushalten. Die Stimmung war gelöst, viele spannende Diskussionen wurden geführt, und das Fahrrad war offensichtlich beliebt, um das ehemalige „Autobahntal“ in neuem, grünem Gewand zu erkunden. Das ADFC-Fahrrad-Puzzle war eine Hauptattraktion für junge Radbegeisterte mit teilweise langer Warteschlange, und auch das Fahrradquiz für Jung und Alt wurde gern angenommen. Weitere Informationen: https://www.naju-thueringen.de/naturerlebnishaus/

Am 18. Juni machte die MUT-Tour in Jena Station. Anliegen der Fahrradrundfahrt durch Deutschland ist es, ein Zeichen für Mut und Wissen im Umgang mit psychischen Erkrankungen zu setzen. Aktive des ADFC Jena – Saaletal folgten der Einladung, die Fahrerinnen ein Stück durch Jena zu begleiten. An den Rathausarkaden fand ein Aktionstag statt - mit Infoständen, einer Wanderausstellung zu mentaler Gesundheit bei Jugendlichen und viel Raum für den Austausch untereinander. Die MUT-Tour findet jedes Jahr statt. Jede*r kann teilnehmen. Weitere Informationen: www.mut-tour.de

11. Hetschburg: ADAC-Radservice-Station eingeweiht

Ob platter Reifen, lose Schrauben oder verzogene Speichen: Radservice-Stationen helfen, wenn es unterwegs mal eine kleinere Panne mit dem Rad gibt. In Hetschburg am Ilmtal-Radweg wurde nun die erste Thüringer ADAC-Radservice-Station eingeweiht. Sie steht direkt am Restaurant und Biergarten „Zum Lindenbaum“ und ist für jeden kostenfrei und rund um die Uhr nutzbar. Zur Ausstattung gehören u.a. eine Fußluftpumpe inklusive Manometer, Reifenheber und verschiedene Werkzeugschlüssel. Ein QR-Code auf der Säule führt zu einer Website mit hilfreichen Videos zur Nutzung des Werkzeugs. Die ADAC-Regionalclubs haben bereits in elf Bundesländern Radservice-Stationen installiert. In Thüringen sind vorerst vier weitere Stationen an Kreuzungspunkten der meistbefahrenen Radfernwege geplant.

OKNB – Ohne Kerosin nach Berlin bzw. Brandenburg – ist ein bundesweiter, von Students for Future und weiteren For-Future-Initiativen getragener Fahrradprotest. Im August 2024 fahren die Aktivist*innen anlässlich der Landtagswahl in Thüringen, Sachsen und Brandenburg von Erfurt (11.8.) nach Potsdam (1.9.). Ziel ist es, den Wandel hin zur Klimagerechtigkeit konstruktiv zu gestalten, die Stimmen der Menschen sichtbar zu machen und mögliche Antworten auf aktuelle Herausforderungen zu diskutieren. 
Am 13. August erwartet der ADFC Jena – Saaletal die Protesttour auf dem Holzmarkt in Jena. 16-18 Uhr gibt es dort verschiedene Mitmachaktionen, Redebeiträge und viele weitere Gesprächsanlässe. Interessierte sind herzlich willkommen. Und auch Mitradeln ist - während der ganzen Tour oder auch etappenweise - natürlich möglich.

Am 16.8. startet die diesjährige Tour de Verkehrswende in Eisenach! Innnerhalb von zwei Wochen geht es von dort aus u.a. über Erfurt (17.8.), Jena (18.8.) und Gera (19.8.) mit dem Rad nach Berlin. Die Tour soll lokale Initiativen bei Aktionen, Veranstaltungen und Demonstrationen unterstützen, dem Erfahrungsaustausch und der Vernetzung von Aktivist*innen dienen und so die Verkehrswende mit vorantreiben. Mitfahrende sind sowohl für die ganze Strecke als auch für Etappen herzlich willkommen (Anmeldung über den Mehr-Infos-Link). Wer sich in einem der Thüringer Orte an einer Aktion beteiligen möchte, melde sich bitte gern bei uns: buero@adfc-thueringen.de.

In diesem Jahr feiert der „Tag der Verkehrssicherheit“ sein 20. Jubiläum. Zu diesem Anlass ruft der Deutsche Verkehrssicherheitsrat einen neuen Preis ins Leben: den DVR Vision Zero Award. Damit sollen diejenigen geehrt werden, die sich mit ambitionierten Sicherheitsmaßnahmen besonders für die Reduzierung von Unfällen im Straßenverkehr einsetzen und uns so dem Ziel der Vision Zero – keine Getöteten und Schwerverletzten im Straßenverkehr – näherbringen. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert und wird künftig jährlich verliehen. Die aktuelle Bewerbungsfrist ist der 18.8.2024.

Ab Juni stellt die Deutsche Umweltstiftung monatlich drei nachhaltige Projekte auf ecocrowd vor. Per Abstimmung wird entschieden, welches Vorhaben eine finanzielle Förderung erhält. Jede*r, die / der Teil einer Initiative oder eines Vereins ist und finanzielle Unterstützung benötigt, kann ein Projekt einreichen als Beitrag zu den Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs). Ein einmal eingereichtes Projekt hat wiederholt die Chance, für Abstimmungen ausgewählt zu werden. Das Projekt mit den meisten Stimmen bei der Abstimmung erhält die gesammelten Spenden.

Die hessische Universitätsstadt Marburg belohnt ab sofort Bürger*innen für den Verzicht auf ein privates Auto. Die Stadtverordnetenversammlung beschloss ein neues Förderprogramm, das Teilnehmenden bis zu 1.250 € Prämie für ein Jahr verschafft. Bedingung dafür ist, dass sie einen privaten Pkw für diese Zeit abmelden oder ganz abschaffen. Ziel der Aktion ist es, den Umstieg auf ÖPNV, Fahrrad, Zu-Fuß-Gehen oder Car-Sharing attraktiver zu machen. Vielleicht ja auch eine Idee für Orte in Thüringen?

17. Video-, Lese- & Hörtipps

Mal angenommen, alle fahren Fahrrad. - Was dann? Stehen wir dann ständig genervt im Radstau? Oder sind alle entspannter unterwegs? Ein aktueller Podcast der Tagesschau-Redaktion wagt das Gedankenexperiment.

In einem Beitrag auf Deutschlandfunk Kultur diskutiert Mobilitätsexpertin Katja Diehl, wie mit Weniger Autos - mehr menschliche Begegnungen entstehen können.

In der aktuellen Folge des Podcasts "Radwissen" geht es um den Fahrradtourismus. Zu Gast sind der ADFC-Bundesvorstand Christian Tänzler und die Wissenschaftlerin Dana Stolte.

Künstliche Intelligenz, neue Materialien, eine bessere Vernetzung und vielleicht auch neue Verkehrsmittel werden die Mobilität der Zukunft verändern. Wie wird die Mobilität der Zukunft aussehen? - Dieser Frage stellt sich Difu-Wissenschaftlerin Dr. Lisa Ruhrort im NDR-Interview für die Sendung DAS!

In den kommenden Wochen laden wieder viele Veranstaltungen und Radtouren zum Mitmachen ein. Hier einige Tipps: